Berufsschule Seesen und das leidige Thema Geld

 

Gestern, am 12.03.2025, war ich als Obermeister wieder im Landkreis Goslar unterwegs. Der Landkreis Goslar ist Träger der Berufsbildenden Schulen in seinem Gebiet, darunter auch unsere berufsbildende Schule in Seesen. An dieser Schule werden 250 Zweiradmechaniker im Beruf Zweiradmechatroniker ausgebildet. Leider wurde diese Schule in den letzten 20 Jahren sträflich vernachlässigt, ohne jegliche Investitionen – ein Problem, das sich in vielen Infrastrukturprojekten dieses Landes zeigt.

Nun kam der Landkreis auf die Idee, diesen Schulstandort zu schließen. Besonders erschreckend ist, dass wir als Innung, die mit den 250 Schülern den größten Anteil an diesem Schulstandort stellen, in diesen Entscheidungsprozess nicht einbezogen wurden. Seit mehr als zehn Jahren wird über diese Thematik diskutiert, doch uns als Vertreter des Zweiradmechatroniker-Handwerks hat man nicht mit ins Boot geholt.

Nachdem ich dies bemängelt hatte, durfte ich gestern vor dem Schulausschuss des Landkreises Goslar sprechen. Ich glaube, ich konnte einen Erfolg verbuchen, denn die Entscheidung zur Schließung wurde nicht getroffen und wird nun auch nicht kurzfristig gefällt. Der Schulausschuss hat nun erkannt, wie essenziell dieser Standort für die Ausbildung ist.

Der Schulstandort Seesen ist einer der herausragenden Ausbildungsorte für Zweiradmechatroniker. Diese Einschätzung wurde uns auch von Michael Bollschweiler, Redakteur der Fachzeitschrift "RadMarkt", bestätigt. Er hat sich ebenfalls mit einer Anfrage an den Landkreis gewandt, um Klarheit über diese Situation zu erhalten. Die Schule in Seesen genießt überregionale Bekanntheit, Schüler aus der gesamten Bundesrepublik lassen sich dort ausbilden.

Meine Innung und ich sind uns einig: Dieser Schulstandort muss erhalten und gestärkt werden. Eine positive Entwicklung ist bereits erfolgt: Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade hat bestätigt, dass am Schulstandort Seesen überbetriebliche Lehrlingsunterweisungen stattfinden können. Dies erfordert zwar zusätzlichen Platz, bietet aber gleichzeitig eine große Chance für die Berufsschule.

Eins sollte klar sein: Die Ausbildung zum Zweiradmechatroniker ist essenziell. Unser Beruf befindet sich im Aufschwung, mit steigenden Lehrlingszahlen. Wir sind eine moderne und zukunftsweisende Branche, die zur Lösung der Mobilitätsprobleme in Deutschland beitragen kann. Die Mobilitätswende gelingt nur mit Zweiradmechatronikern – egal, ob in der Fachrichtung Fahrradtechnik oder Motorradtechnik.

Deshalb stehen wir hinter dem Schulstandort Seesen. In meinem Ehrenamt als Obermeister werde ich weiterhin für den Erhalt und den Ausbau dieser Schule kämpfen. Bildung darf nicht wieder eine Frage des Geldes sein – Bildung ist wichtig! Wir brauchen Fachkräfte, und Bildung kann Menschen motivieren, gesellschaftlich etwas zu leisten, Innovationen voranzutreiben und unser Land weiterzuentwickeln.